Meine erste Reise nach Norwegen

KingOfDog

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Im Sommer 2019 habe ich angefangen, Norwegisch zu lernen. Und kurze Zeit später verspürte ich das Verlangen, nach Norwegen auch zu reisen. Aber leider musste ich noch zur Schule gehen, sodass ich eigentlich nur bis zu den nächsten Sommerferien warten musste. Eigentlich. Aber wie wir alle mittlerweile gut genug wissen dürften, gab es da so eine kleine Störung, die Viele davon abgehalten hat, rund um den Globus zu reisen. Und so musste auch meine Traumreise ein bisschen länger warten – und noch länger – und länger. Die Corona-Pandemie machte es eine verlässliche Planung unmöglich, da entweder mein Heimatland Deutschland oder das Zielland Norwegen restriktive Einreiseregeln zu einem Zeitpunkt oder einem anderen hatten.

Und nun schreiben wir das Jahr 2022. Beinahe drei Jahre nachdem ich begonnen habe, über die Reise nach Norwegen nachzudenken, konnte ich endlich den Traum erfüllen. Ich suchte mir einige Freunde, die auch Lust hatten, das Land im hohen Norden zu besuchen. Also fanden wir uns als drei Typen zusammen, die gemeinsam Pläne geschmiedet haben, den Weg nach Norwegen im Mai aufzubrechen. Unser Transportmittel sollte ein Auto sein. Aber nicht irgendein Auto: ein E-Auto.

Der Plan war relativ simpel: Wir fahren die rund 930 Kilometer von Köln nach Hirtshals in Dänemark und nehmen die Fähre von dort nach Bergen. Wir verbleiben einige Tage in Norwegens zweitgrößter Stadt und fahren anschließend ins Landesinnere Richtung Vest-Telemark. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in einer naturnahen Hytte setzen wir die Reise fort und besuchen erst Stavanger und dann Kristiansand. Von dort nehmen wir eine andere Fähre, um wieder zurück nach Dänemark zu gelangen, sodass wir die 930 Kilometer Fahrtstrecke wieder zurücklegen können und zu Hause angelangen.

Mit voller Fahrt nach Hirtshals

Sollte es bloß so einfach sein. Wir haben ausgerechnet, dass die Route von zu Hause zum Fährkai inklusive Laden im schlimmsten Fall ungefähr 13 Stunden dauern sollte. Um entspannt anzukommen starteten wir Punkt 4 Uhr am Morgen. Die Fähre war für 20 Uhr angesetzt. So würden wir in Kristiansand gegen 17 Uhr ankommen und mehr als ausreichend Zeit zum Einchecken haben. Jedoch sollte es aufgrund diverser Gründe nicht so glatt laufen. Die letzten paar Stunden vor 20 Uhr waren äußerst stressig, da wir viel zu wenig Zeit und viel zu viel Strecke übrig hatten. Obendrauf mussten wir das Auto noch mehrfach laden. Nach meiner Erinnerung gab es einen Zeitpunkt, an dem wir noch ungefähr 100 Kilometer zu fahren hatten und circa eine Stunde bis zum offiziellen Ende des Check-Ins. Allerdings war die Autobatterie nahezu leer und das Aufladen nahm deutlich mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich einkalkuliert.

Eigentlich sollte man bis spätestens 19 Uhr an der Fähre einchecken… jedoch war es plötzlich schon 18:50 Uhr und wir hatten noch 50 Kilometer vor uns – und das Auto wollte auch schon wieder Saft haben. Letztendlich erreichten wir den Fährkai um 19:42 Uhr. Wir fahren ganze 42 Minuten zu spät, um noch auf die Fähre zu kommen. Doch wir hatten mehr Glück, als man sich hätte erhoffen können: Der wahnsinnig nette Däne am Check-in-Schalter tat sein Bestes, um uns in Akkordzeit noch abzufertigen. Es standen nur noch fünf Wohnmobile und ein Lastwagen bereit, um auf die Fähre zu fahren – und dann wir mit unserem Elektro-Kleinwagen. Wir waren tatsächlich die Letzten, die auf der Fähre eingeparkt haben. Jedenfalls waren wir unfassbar erleichtert, dass unser Ziel, noch nach Norwegen zu kommen, nicht mehr außer Reichweite war.

Es gab lediglich ein klitzekleines Problem: Wir haben das Auto auf der Fähre mit gerade einmal 8 Prozent Ladestand verlassen. Während der Überfahrt durch die Nordsee verlor das Auto einen Teil seiner Ladung, was dazu führte, dass wir nach Ankunft in Bergen mit 5 Prozent Aufladung von der Fähre rollten. Es ist, glaube ich, offensichtlich wie groß unsere Anspannung in den ersten Minuten in Bergen gewesen sein muss.

Aber in diesem Artikel soll es nicht um die Erlebnisse der Reise per Elektroauto gehen. Das kann bis zu einem anderen Mal warten. Hauptthema dieses Artikels soll ja sein, wie ich mein erstes Mal in Norwegen empfunden habe. Und um es kurz und knackig zusammenzufassen: Es war einfach beeindruckend. Leider konnten wir nur zwei Wochen im skandinavischen Land verbringen, doch fühlt es sich an, als wäre ich mehrere Monate dort gewesen.

In den ersten Tagen erkundeten wir Bergen ein Bisschen. Wir spazierten durchs Zentrum. Wir genossen das ungewöhnlich gute Wetter. Wir besichtigten den berühmten Brygge. Wir trafen Absolute Units von Norwegern, die Hügel hoch und runter gelaufen sind, als wäre es nichts.

Blick auf die mittelalterliche Brygge im historischen Stadtzentrum von Bergen

Besonders irritierend war dies, als wir den Stadtberg Ulriken hochgewandert sind, um eine Sicht auf ganz Bergen genießen zu können. Wir hatten bereits unsere Probleme, die 1333 Treppenstufen zum Gipfel hochzukraxeln. Und dann gab es einfach diverse Leute, die uns überholt haben und die Strecke bequem hochgejoggt sind. Nichtsdestotrotz war es die Aktion wert. Die Aussicht von oben war unfassbar schön und an dem Tag konnte man sogar kilometerweit sehen. Das Wetter war sonnenreich und ziemlich warm.

Also, die Aussicht war super. Doch was ich fast schon noch bemerkenswerter fand, war die Mobilfunkabdeckung mit 5G auf dem gesamten Berg. Aus Deutschland bin ich es gewohnt, die mobile Internetverbindung zu verlieren, sobald man den Fuß außerhalb eines Stadtgebiets setzt – und da waren wir also, mit perfektem Empfang auf dem Gipfel eines Bergs.

Bergen so weit das Auge reicht

Was jedoch das tatsächlich ernst gemeinte Beeindruckendste während unseres Aufenthalts in Bergen war, ist der Grunnlovsdag (= Tag des Grundgesetzes). Während unserer Planungen beachteten wir nicht so wirklich, was ansonsten an unseren Reisedaten anstehen würde. Dementsprechend legten wir naiv unsere Abreise aus Bergen auf den 17. Mai. Jeder, der Norwegen zumindest ein bisschen kennt, weiß, dass der 17. Mai Norwegens Nationalfeiertag ist. Unser Wirt in Bergen war vollkommen außer sich darüber, dass wir diesen feierlichen Tag in einem Auto sitzend verbringen würden. Dennoch fanden wir die Zeit, um zumindest das Stadtzentrum in Bergen zu besuchen, bevor wir aufbrachen. Und es hat sich allenfalls gelohnt. Als Deutscher waren die Feierlichkeiten mehr als ich je derartig erlebt hatte. Bekanntlich ist der deutsche Nationalfeiertag am 3. Oktober, der Tag der deutschen Einheit, eher langweilig und zumindest bei mir geht er im Tagestrott unter. Im Gegensatz dazu sahen wir am 17. Mai in Norwegen norwegische Flaggen so weit das Auge reicht, die Frauen trugen traditionelle Bunader, die Männer Anzüge. Es gab eine sehenswerte Parade entlang der Brygge. Und obwohl wir lediglich einen kleinen Einblick in das ganze Geschehen kriegen konnten, war es alle Male unglaublich schön und überaus spannend. Allein für dieses Erlebnis muss ich Norwegen danken. Es hat die gesamte Reise so viel eindrucksvoller gemacht.

Eindrücke vom Norwegischen Nationalfeiertag am 17. Mai 2022

Also kamen wir erst gegen Mittag los, nachdem wir das Fest verlassen haben. Wir begaben uns auf zu unserem nächsten Ziel: Grungedal. Ich denke nicht, dass die meisten Leute dieses kleine Dörfchen in Vest-Telemark kennen dürften. Doch ungeachtet dessen – oder vielleicht gerade deswegen – hatten wir einen wundervollen Aufenthalt, der mir einige wertvolle und schöne Erfahrungen gab. Grungedal liegt südlich des Hardangervidda-Nationalparks und östlich vom Haukelifjell an einem ruhigen, kleinen See. Die Atmosphäre war einfach idyllisch. Wir kamen in einer gemütlichen Hytte auf einem über 400 Jahre alten Bauernhof unter. Es gab kein warmes Wasser; alles was wir hatten war ein Kamin, ein bisschen Strom sowie ein Bächlein direkt neben der Hütte. Ziemlich genau so stelle ich mir den norwegischen Traum vor, auf der Hütte zu leben.

Die Tour nach Grungedal war ebenfalls magisch. Wir starteten in einer Stadt, Bergen, die schnell durch Bauernhöfe à la Alm ersetzt wurden. Im Anschluss kamen wir zum Hardangerfjord, wo die Straße unmittelbar entlang des Wassers verläuft und die Aussicht dementsprechend wundervoll ist. Wir machten einen kleinen Abstecher Richtung Ulvik. Auf dem Weg dorthin, fühlte sich die Landschaft nahezu an wie Kanada und je verlassener es wurde, desto mehr erinnerte es sogar an Alaska. Von Ulvik ging es weiter zur Hardangerbru, der Brücke, die den Hardangerfjord überspannt. Hier war das erste Mal, dass ich einen Kreisverkehr in einem Tunnel durchfahren bin. Auch war es überraschend, vom Kreisverkehr im Tunnel direkt auf die Brücke über dem Meer und anschließend wieder in einen Tunnel geschmissen zu werden. Wir folgten dem Riksvei 13 am Sørfjord entlang und machten Halt am Ende des Fjords. Danach ging es weiter zum imposanten Wasserfall Låtefoss. Nach einer kurzen Pause fuhren wir weiter auf dem Europavei 134 und plötzlich, nachdem wir einige Tunnel durchquert hatten, waren wir sehr weit über dem Meeresspiegel. Wir waren im Hochgebirge gelandet und es lag Schnee direkt neben der Fahrbahn. Es war einige Jahre her, dass ich das letzte Mal so viel Schnee gesehen habe, was den Anblick sehr eindrucksvoll gemacht hat. Wir fühlten uns mental in die Antarktis versetzt. Das einzige Problem war, dass wir sommerlich in kurzer Hose und T-Shirt gekleidet waren, weil es zuvor am Morgen in Bergen ziemlich warm gewesen war. Daher waren wir ein wenig beunruhigt angesichts der Wetterlage bei der Hütte. Doch wie sich herausstellte, ist das Wetter an der Destination deutlich milder gewesen, da wir die Schneelandschaft nach einem weiteren Tunnel genauso schnell verließen, wie wir sie betreten hatten.

Eindrucksvolle Wassermassen beim Låtefossen

Um diesen Artikel nicht ins Unermessliche ausufern zu lassen, soll die Geschichte von unserem Erlebnis in der Hütte bis zu einem anderen Mal warten. Also, nach fünf Tagen machten wir uns auf zum nächsten Halt: Stavanger. Wir fuhren zurück durch die Schneelandschaft des Haukelifjells. Jedoch nahmen wir anstelle der E134 Richtung Bergen im Norden, den Riksvei 13 südwärts. Der Schnee und das Eis vom Haukelifjell wurden schnell durch eine wunderschöne Frühlingslandschaft ersetzt. Wir fuhren entlang von Seen und Fjorden und wie immer war die Aussicht höchst beeindruckend.

Schneelandschaft im Haukeli-Gebirge

In Nesvik nahmen wir die erste Fähre innerhalb von Norwegen. Es war ziemlich interessant zu sehen, wie leicht es sein kann, eine Fähre zu nutzen. Alles, was wir tun brauchten, war einige wenige Minuten zu warten, auf das Boot zu fahren und die Fähre ihre Arbeit verrichten zu lassen. Man musste nicht mal das Portemonnaie oder Handy rausholen, um zu bezahlen, da alles automatisch über das Autokennzeichen erkannt wird. Das Entgelt wird später bezahlt, sobald man die Rechnung erhält. Übrigens gilt das gleiche auch für die zahlreichen Mautstrecken; es gibt so gut wie keine Schranken mehr, da alles automatisch und digital abgewickelt wird.

Auf der anderen Seite des Fjords wieder auf festem Boden angelangt, setzten wir die Tour nach Stavanger fort. Es waren noch ca. 70 km bis zum Ziel und wir hatten keinerlei Probleme auf dem Weg dorthin. Die Landschaft entlang der Strecke war weiterhin ziemlich toll. Doch muss ich fast sagen, der Höhepunkt der Tour war die Durchquerung des weltweit längsten Untersee-Tunnels, dem Ryfylketunnel. Dieser ist beinahe 15 Kilometer lang! Und sobald man den ersten Tunnel verlässt, gelangt man schnurstracks in den nächsten, welcher ebenfalls mehrere Kilometer lang ist. Ich war beeindruckt von der norwegischen Tunnelexpertise und davon, dass das gesamte Ryfastprojekt, wovon der Ryfylketunnel Teil ist, im Vergleich zu den meisten deutschen Bauvorhaben verdammt günstig war.

Letztendlich waren wir jedenfalls sehr froh in Stavanger angekommen zu sein. Die Stadt fühlte sich vollkommen anders an als Bergen zuvor. Während Bergen ein historisches Ambiente ausstrahlt durch die mittelalterliche Brygge und die alten Häuser, wirkt Stavanger weitaus moderner. Leider erhaschten wir nur einen kurzen Blick auf die Stadt selbst. Wir unternahmen lediglich einen kleinen Spaziergang am Strandkai und aßen im Stadtzentrum.

In Stavangers Hafen

Am nächsten Tag fuhren wir nach Lauvvik, um von dort eine Fähre zu nehmen. Dieses Mal wollten wir den gesamten Lysefjord von West nach Ost durchqueren, wo man in Lysebotn angelangt. Die Bootstour war unglaublich schön. Man fährt durch einen schmalen Fjord und ist auf beiden Seiten von imposanten Bergen umgeben. Es gibt Wasserfälle, die ins Meer stürzen, hohe Klippen und noch ein bisschen Schnee. Doch das eigentliche Ziel liegt auf der anderen Seite des Fjords: der Lysevei. Diese Straße führt vom Hafen in Lysebotn auf 932 Meter über dem Meeresspiegel mit einem Aufstieg durch einen kilometerlangen Tunnel sowie 27 Haarnadelkurven. Das alleine ist eine spannende Erfahrung. Und oben angekommen fanden wir uns in einer weiteren Schneelandschaft mit meterhohem Schnee entlang der Straße, der höher als dasAuto war. Es war allemal wert, auszusteigen und ein wenig durch die Berglandschaft zu wandern. Um nach diesem Erlebnis wieder nach Hause zu kommen, folgten wir dem restlichen Lysevei und führen zurück nach Stavanger.

Lysebotn am Ende vom Lysefjord

Nun war es bereits Mittwoch und wir hatten anderthalb Wochen in Norwegen verbracht. Um ein bisschen Abwechslung zu haben, wollten wir an diesem Tag nicht weitere Berge angucken. Also besuchten wir stattdessen die Inseln nördlich von Stavanger. Auch diese waren recht interessant, wenn doch nicht ganz zu spannend wie die bisher beschriebenen Attraktionen. Jedenfalls ist die Tour auf die Inseln zu empfehlen, wenn man in Stavanger ist und genügend Zeit und Lust aufbringen kann.

Und das beschließt unseren Aufenthalt in Stavanger bereits. Das nächste Ziel war Kristiansand. Wir packten unsere Koffer und begaben uns südwärts. Auf dem Weg dorthin hielten wir – wie immer – an diversen Orten, unter anderem am südlichsten Punkt in Norwegen: Lindesnes. Aber leider muss ich sagen, dass Norwegen definitiv schönere Dinge zu bieten hat als dieses südlichste Gebiet. Die meisten unserer Stopps waren recht unbeeindruckend im Vergleich zu den wunderschönen Landschaften der vorhergegangenen Tage.

Allerdings beinhaltete die Route von Stavanger nach Kristiansand diejenige Strecke, wo ich am schnellsten in ganz Norwegen fuhren konnte. All die anderen Straßen hatten meist eine Geschwindigkeitsbegrenzung von entweder 80 oder 90 Kilometer pro Stunde. Währenddessen gab es ein kurzes Stück auf der E39, wo 110 km/h erlaubt sind. Bekanntlich ist das dennoch deutlich weniger als die Geschwindigkeiten in Deutschland. Hier ist normal, mehr als 130 Kilometer in der Stunde auf den Autobahnen zurückzulegen. Nichtsdestotrotz habe ich diese hohen Geschwindigkeiten in Norwegen keineswegs vermisst. Es fühlte sich weitaus entspannter an, auf den norwegischen Straßen zu fahren, trotz der meist sehr kurvenreichen Strecken. Und ich glaube, dass dies insbesondere am geringeren Tempo liegt, sodass die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen verschiedenen Autos nicht so groß sind. Vielleicht werde ich noch einen eigenen Artikel zu den Unterschieden, die mir beim erstmaligen Fahren in Norwegen aufgefallen sind, schreiben.

Wir kamen verhältnismäßig spät in der Unterkunft in Kristiansand an gegen 18 Uhr. Im Anschluss gingen wir auf einen kleinen Spaziergang im Stadtzentrum entlang der Venstre Strandgate. Wir hatten nicht gerade viel Lust, die Expedition lange fortzusetzen, da das Wetter nicht allzu einladend war. Also beschlossen wir nach etwas Nahrungsaufnahme wieder zurück zur Ferienwohnung zu kehren.

Zuerst versuchten wir es in einem orientalischen Imbiss. Die beiden Anderen wollten Kebab und ich Falafel haben. Bedauerlicherweise erklärte mir der Angestellte, dass sie keinen Falafel mehr hätten. Das stellte durchaus ein Problem dar, denn das Restaurant bot kein anderes vegetarisches Gericht an abseits von Falafel – und ich versuche vegetarisch zu leben. Daraufhin mussten wir den peinlichen Augenblick erleben, das Lokal wieder zu verlassen ohne etwas bestellt zu haben. Nachdem wir uns von diesem Erlebnis wieder erholt hatten, suchten wir nach einer Alternative im näheren Umkreis. Glücklicherweise gab es wenige Haustüren weiter ein anderes Restaurant.

Dort angelangt versuchten wir anfänglich, das Essen auf Norwegisch zu bestellen, doch der Inhaber schien nicht uns zu verstehen. Doch dann fiel mir die deutsche Flagge im Fenster auf und somit fragte ich ihn, ob er denn Deutsch sprechen würde. Und dem war anscheinend der Fall. Er freute sich äußerst, andere Deutsche zu sehen, da er selbst aus Baden-Württemberg stammt. Er erzählte, dass er nach Norwegen gezogen war und dort in Kristiansand sein eigenes Restaurant eröffnet hatte. Nachdem wir fertig gegessen hatten, unterhielten wir uns noch ein wenig länger nett, wobei der Inhaber davon schwärmte, wie sehr er es mag in Kristiansand zu wohnen und dass es die beste Stadt in ganz Norwegen sei. Alles in allem war es sehr freundlich und amüsant, einen anderen Deutschen in einem Restaurant in Kristiansand anzutreffen.

Nach der Mahlzeit änderten wir jedoch unsere Pläne und fuhren nicht direkt nach Hause. Stattdessen visierten wir ein Bowling-Center an.

Am nächsten Morgen planten wir nicht in Kristiansand zu verbleiben. Wir wollten nämlich in einen Kletterwald in Hornnes, nördlich von Kristiansand, gehen. Es war sehr spaßig, zwischen den Bäumen hinweg zu klettern und am Ende jedes Kurses gab es eine Seilrutsche, die über den kleinen Fluss führte. So gleitete man einige Sekunden über das Wasser hinweg. Der Kletterwald befindet sich nämlich an einem kleinen See und ist durch einen kleinen Fluss in zwei geteilt. Auch der Kletterpark war, wie so vieles, sehr empfehlenswert.

Insgesamt war der Tag also sehr toll – abgesehen von einem kleinen Problem. Gegen halb vier am Nachmittag erhielten wir eine SMS von der Fähr-Gesellschaft. Die Fähre am nächsten Tag, Freitag um 15:30 Uhr, wurde aufgrund von schlechten Wetterverhältnissen storniert. Es war deutlich, dass der Wind auf See immer kräftiger wurde und der Wetterbericht sagte für Freitag Nachmittag starke Böhen vorher. Daher war es selbstverständlich richtig, die Überfahrt abzusagen für jedermanns Sicherheit. Aber leider fühlten wir uns in der Folge allein gelassen und wir wurden zunehmend nervös, da wir nicht wussten, wie wir nun nach Hause kommen sollten.

Im Verlauf der nächsten Stunden mussten wir also uns eine neue Methode ausdenken, wie wir zurück nach Deutschland gelangen. Wir hatten einige mehr oder weniger gute Ideen. Zum Beispiel könnten wir mit dem Auto erst Richtung Oslo und dann über den Landweg durch Schweden und über die Öresundbrücke nach Dänemark fahren. Doch das würde ziemlich lange dauern und äußerst anstrengend sein. Wir reden hier von einer Strecke von über 1500 km und über 17 Stunden reine Fahrzeit – plus Zeit zum Laden.

Zum Glück fiel uns auch eine deutlich angenehmere Weise ein. Wir könnten stattdessen versuchen, die Fähre von Kristiansand nach Hirtshals am Freitag Morgen um 8:30 Uhr zu kriegen. Problematisch war nur, dass wir zuvor noch etwas Essen einkaufen mussten und man bereits eine Stunde vor Abfahrt bei der Fähre sein soll. Zudem kam, dass der Donnerstag ein Feiertag war, sodass die meisten Geschäfte geschlossen waren. Also mussten wir warten bis der nächstgelegene REMA 1000 beim Fährkai um 7:00 Uhr öffnete. Wir standen tatsächlich vor dem Geschäft und waren folglich die Allerersten, die hinein gestürmt sind. Ich glaube, der arme Angestellte mit der Frühschicht war komplett verwirrt. In Windeseile kauften wir alles, was wir für die Fährfahrt und die anschließende Autotour benötigten.

Hierin lag ja das eigentliche Problem: wir mussten noch die 930 Kilometer vom Fährkai nach Hause innerhalb von einem Tag fahren. Jedoch starteten wir im Gegensatz zu zwei Wochen zuvor nicht bereits um 4 Uhr morgens, sondern erst um 11 Uhr. Deshalb hatten wir ursprünglich eigentlich eine Übernachtung auf dem Rückweg in Vejle eingeplant. Doch diese war nun aufgrund der früheren Fähre vollkommen überflüssig. Auf jeden Fall war es gut, dass wir genügend Cola in Norwegen gekauft hatten. So war die mehrstündige Fahrt zumindest erträglich.

Gegen Mitternacht schafften wir es jedenfalls heile zu Hause anzukommen. Tatsächlich waren wir auf diese Weise sogar unfreiwillig früher daheim als angesetzt. Dafür mit einer größeren Portion Stress.

Nichtsdestotrotz soll dieser Artikel nicht allzu negativ wirken. Denn das gesamte Erlebnis in Norwegen und die Reise an sich war überaus beeindruckend und allemal den Aufwand wert. Ich habe das Gefühl, einige sehr schöne Erinnerungen gesammelt zu haben, an die ich mich gerne für viele Jahre in die Zukunft zurückdenken werde. Und das Schreiben und Erzählen dieser Geschichte bot mir eine super Gelegenheit, nochmal auf die eindrucksvolle Zeit in Norwegen zurückzublicken. Mein erstes Mal in Norwegen war unbeschreiblich schön und ich hoffe, sehr bald wieder zu kommen.

Ha det bra!

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